Dilemmas gibt es viele – leider. Und einige sind so vertrackt, dass sich keine befriedigende Lösung finden lässt. Das ist ärgerlich. Glücklicherweise sind diese harten Nüsse aber die Ausnahmen. In den meisten Fällen lässt sich das Dilemma doch in den Griff kriegen. Dazu stehen uns eine ganze Reihe von Ansätzen zur Verfügung:

Dilemmas einfach mal aussitzen

Die am meiste unterschätzte Möglichkeit, mit Dilemmas umzugehen ist es, das Dilemma bewusst zu ignorieren. Wenn wir uns von der Vorstellung verabschieden, dass in der Organisation alles immer perfekt sein muss, können wir eine ganze Reihe von Dilemmas einfach als Grundrauschen ignorieren. Das funktioniert natürlich nicht bei allen Dilemmas, aber in mehr Situationen als man anfänglich denkt.

Dilemmas an andere weiterreichen

Bei einer ganzen Reihe von Dilemmas muss gehandelt werden. Das heißt aber nicht unbedingt, dass wir selbst handeln müssen. Schließlich haben wir ja noch Mitarbeiter oder auch Vorgesetzte, an die wir unser Dilemma delegieren oder auch eskalieren können. Manchmal haben diese den nötigen Ressourcen, um mit dem Dilemma besser umzugehen, als wir selbst.

Sich für einen der gegensätzlichen Pole entscheiden

Manchmal sind bei näherem Hinsehen die beiden Optionen, zwischen denen wir uns entscheiden müssen, doch nicht wirklich gleichwertig. Da macht es Sinn, sich bewusst für den einen oder den anderen der beiden Pole zu entscheiden. Manchmal macht es dann doch aus dem einen oder anderen Grund Sinn, auf diesen speziellen Sonderwunsch des Kunden einzugehen. Da es aber in der Natur eines Dilemmas liegt, dass wir auf den anderen Pol nicht vollkommen verzichten können, müssen wir aber damit rechnen, dass dieses nur eine vorübergehende Lösung ist, wir früher oder später das Problem wie auf dem Tisch haben.

Kompromisse finden

In vielen Fällen können wir versuchen, das Dilemma mit einem Kompromiss in den Griff zu bekommen. Da viele Kompromisse aber ‚faule’ Kompromisse sind, hat mit dem Kompromiss das Dilemma erst mal vom Tisch, früher oder später ist der Kompromiss dann so unbefriedigend, dass wir uns wieder mit dem Thema auseinandersetzen müssen.

Vom Entweder-oder zum Sowohl-als-auch

Da wir bei einem Dilemma sowieso beide Pole brauchen, ist eine weitere Möglichkeit, statt sich zwischen dem einen oder dem anderen Pol zu entscheiden, sowohl den einen als auch den anderen Pol anzusteuern. In der einen Situation bewegen wir uns nach links, in der andere nach rechts, für eine Weile geben wir im Beruf Vollgas, ein paar Jahre später schalten wir beruflich einen Gang zurück und kümmern uns eher um die Familie.

Ist es wirklich ein Dilemma oder sieht es nur so aus?

Dilemmas entstehen, wenn wir uns zwischen wenigen Alternativen entscheiden müssen. In vielen Fällen gibt es aber neben den zwei oder drei Optionen, die wir vor Augen haben, noch eine ganze Reihe von anderen Optionen. Nur weil wir Opfer eines Tunnelblicks geworden sind und wir die anderen Optionen ausgeblendet haben, wird ein Problem zu einem Dilemma. Auch wenn es zeitaufwendig ist, kann sich bei einigen Dilemmas lohnen, einen Schritt zurückzugehen und nach weiteren Optionen zu suchen. Dann löst sich das Dilemma auf und wir haben das Problem langfristig vom Tisch.

Dilemmas auch einmal positiv sehen

Zuviel Zufriedenheit führt schnell zu Selbstgefälligkeit. Der Umstand, dass uns eine Situation stört, wir uns mit einem Dilemma herumschlagen müssen, kann kreative Unruhe in einem Unternehmen auslösen. Eine ganze Reihe von Innovationen sind letztendlich eine Lösung für ein Dilemma. Weil man bei Toyota weder Platz noch Geld hatte, viele Teile neben dem Montageband zu lagern, aber die Teile ständig verfügbar sein mussten, entstand das kanban-System mit dem Toyota ohne Zwischenlager die Verfügbarkeit der Teile sicherstellt. Not macht erfinderisch – Dilemmas auch!

 

Mehr zu den einzelnen Lösungsansätzen erfahren Sie im dritten Teil meines Buches.